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Abspaltung von Spanien? - Wahlen in Katalonien


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Populismus, Nationalismus oder einfach nur kalkulierter Machtpoker? Katalonien wählt und zentraler Punkt bei vielen Wahlveranstaltungen ist immer wieder die nationale Unabhängigkeit der Katalanen von Spanien, die geforderte Abspaltung und ein eigener katalanischer Staat.

Der Konflikt zwischen Barcelona (Katalonien) und Madrid hat Tradition und diese wird von vielen Katalanen gepflegt. Zwar hat sich die Welt in der Zwischenzeit weiter gedreht und Spanien ist nicht mehr das Land wie zu Francos Zeiten, aber Feindschaften hegt und pflegt man nur all zu gerne.

Spanien ist Teil von Europa und hat in diesem Zusammenhang auch viel davon profitiert, auch Katalonien hat hier wirtschaftlich seinen Nutzen gezogen. Katalonien sieht sich zwar als Teil Europas, aber nicht als Teil Spaniens. Man weiß ja selbst, dass Katalonien ein großer wirtschaftlicher Player in Spanien ist und möchte diesen Vorteil für sich nutzen und ihn nicht mit dem Rest oder gar dem ärmeren Teilen Spaniens teilen. Ein Gedankenvorgang, den man durchaus auch in der deutschen Politik durchaus kennt. Da wird oft über den Länderfinanzausgleich gestritten und in Bayern betont man nur zu gerne, man sei ein Freistaat und auch dort gibt es Stimmen die sagen, man wäre alleine besser dran, als im Verbund Deutschland.

Aber in Spanien denkt man oft in Regionen. Da sind die Regionen in vielen Bereichen autonomer, wie zum Beispiel mit ihren Sprachen, was das ganze für Spanien auch nicht viel leichter, aber halt einzigartiger macht. Auch dies hat seine Gründe in der Vergangenheit Spaniens und Katalonien ist nicht die einzige Region, welche sich nicht wirklich als zu Spanien gehörig sieht. Aber Katalonien kennzeichnet seine wirtschaftliche Stärke, Geld regiert die Welt, ist Macht und das möchte man nun ausspielen ohne dabei an die Folgen zu denken. Denn wie man weiß, nur Geld alleine, macht auch nicht glücklich und das gilt auch für Länder und Regionen.

Ein Land ist ein Verbund von vielen Regionen, welche im Laufe der Geschichte durch Politik und Kriege zu einem Land definiert wurden. Und mit der Zeit wächst daraus ein Zusammengehörigkeitsgefühl, Verpflichtungen oder auch nicht. Selbiges gilt im Übrigen auch für Regionen selbst. Denn was sollte am Ende Barcelona davon abhalten, sich als wirtschaftlich, starke Stadt von Katalonien abzuspalten um das dort gut verdiente Geld lieber in die Renten der Bevölkerung Barcelonas zu investieren? Warum nicht das, was im Großen geht, auch am Ende im Kleinen praktizieren?

Weil Verbunde viele Vorteile bringen, selbst für die vermeintlich Starken/Reichen. Als Menschen kennen wir das Prinzip einer Familie. Eine gut funktionierende Familie stärkt jeden, auch den Stärksten und vor allem auch auf Zeit, denn letztere wird oftmals außer Acht gelassen. Denn wer jetzt stark ist, muss es morgen nicht auch noch sein und ist am Ende auf die Hilfe der anderen angewiesen. Und selbst der Starke zieht oftmals seine Vorteile von den anderen und ist nur dadurch groß. Wir wissen es alle, in der Gruppe ist man stark und alleine ist man nur auf sich gestellt.

Was Katalonien angeht, muss man sich auch klar machen, warum erst jetzt dieses nationale Begehren so plötzlich aufgetaucht ist. Vor allem kam es mit der Krise in Spanien einher und die äußerst straffen Sparvorlagen. Da die Krise in Spanien deutliche Spuren hinterlassen hat, fängt es dann auch mit der Solidarität an zu bröckeln. Dann bekommen Politiker Fuß, die recht einfach und leicht daher reden können, vom reichen Katalonien und dass man das erwirtschaftete Geld selbst viel gebrauchen können. Dass dieser Reichtum aber evtl. durch die engen Verknüpfungen mit dem Rest des Landes zustande gekommen ist und kommt, so etwas wird dann gerne verschwiegen.

Aber es geht um Politik und da geht es um Macht, Geld und zielführend um mehr Autonomie für Katalonien. Dies ist sicherlich das langfristigere Ziel der Politik in Katalonien, aber ob dieses Spiel von Madrid mitgespielt wird, bleibt selbst nach einem Regierungswechsel in Madrid abzuwarten. Denn so etwas könnte Begehrlichkeiten bei den anderen Regionen wecken, die sich auch wenig Einfluss aus Madrid wünschen, aber halt nicht die wirtschaftliche Stärke von Katalonien besitzen.

Im Übrigen darf man bei der wirtschaftlich starken Region Katalonien nicht vergessen, sie ist auch die am höchst verschuldete Region in Spanien. Wobei Schulden bei anhaltender, wirtschaftlicher Stärke kein Problem darstellen, außer es kriselt irgendwo ein wenig in der Region, dann kann sich das Blatt ganz schnell wenden.

 

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  • 5 Jahre später...

Anbei die alten Kommentare:

Sehr gut geschriebener Artikel.

Hola Joaquín,

Dein Artikel ist gut und interessant, aber ich möchte doch ein paar Anmerkungen dazu machen.

Zunächst etwas, was gar nichts mit Katalonien zu tun hat, sondern mit Bayern. Dazu ist nämlich ergänzend zu sagen, das das völlig unterentwickelte  Nachkriegs-Bayern jahrzehntelang am Tropf der anderen Bundesländer gehangen hat - die bundesweit am längsten unterentwickelte Region war nach meiner Erinnerung der Bayerische Wald. Das hat man dort aber offensichtlich (gern) vergessen, besonders unter den CSU-Politikern.

Was den katalanischen Nationalismus mit seinen Abspaltungstendenzen angeht, so habe ich nicht den Eindruck, dass der besonders neu ist. Der ist mir schon vor 20 Jahren aufgefallen, als ich offizielle Statistiken etc. haben wollte und die auch sehr freundlich in die Hand gedrückt bekam - leider allesamt auf katalanisch, und spanische Übersetzungen gab es nicht. Ich denke auch, man hat dort nie die Kränkung vergessen, die den Katalanen (eigentlich allen Aragoniern) von Philipp V. - einem Ausländer obendrein! - angetan wurde, als er Aragón seine Fueros nahm. Bis dahin waren ja Kastilien und Aragón durchaus als zwei verschiedene Staaten zu betrachten, nur eben durch Personalunion miteinander verbunden. 

Du sprichst die hohe Verschuldung Kataloniens an. Ich begebe mich jetzt auf dünnes Eis, weil ich mir nicht hundertprozentig sicher bin: Aber ist die hohe Verschuldung nicht ein Ergebnis des Transfers an die ärmeren Regionen? Ich meine, so etwas gelesen zu haben. Vielleicht weißt Du oder jemand anderes mehr dazu?

Woher die Verschuldung im Detail kommt, weiß ich leider nicht. Auch kenne ich nicht den Verteilungsschlüssel wie dies in Spanien unter den einzelnen Regionen erfolgt. Es fiel mir nur auf, dass Madrid als zweitstärkste Region, etwas wenig Einnahmen, dafür aber kaum Schulden hat. Müsste Madrid bei fast gleich hohen Einnahmen, nicht ebenso hohe Abgaben leisten wie Katalonien und möglicherweise ähnlich verschuldet sein? Leider weiß ich nicht, wie die Verteilungen erfolgen und wonach sich diese bemessen. Die Verschuldung einer Region kann auch durchaus noch von zahlreichen anderen Faktoren abhängen, bei denen möglicherweise Madrid im Gegensatz zu Katalonien bevorzugt wird oder im Vorteil ist. Aber in diesen Punkten fehlt mir leider das nötige, ökonomische Wissen.

insomnia

n-tv Artikel zur Einleitung des Abspaltiungsprozesses von Katalonien

  Zitat

Die separatistischen Parteien Kataloniens haben genau einen Monat nach der regionalen Parlamentswahl ihren umstrittenen Plan einer Trennung von Spanien konkretisiert. Die Allianz Junts pel Sí (Gemeinsam fürs Ja) von Regierungschef Artur Mas und die Linkspartei CUP einigten sich am Dienstag in Barcelona auf einen Resolutionsentwurf zur Gründung eines "unabhängigen Staates".

Im Entwurf heißt es, man habe bei der vorgezogenen Wahl am 27. September "ein demokratisches Mandat" für die Abspaltung von Spanien erhalten. Der Unabhängigkeitsprozess werde sich "den Entscheidungen der Institutionen des spanischen Staates, insbesondere des Verfassungsgerichts, nicht unterordnen". Der neue Staat werde eine Republik sein, heißt es weiter.Mariano Rajoy will eine Unabhängigkeit Kataloniens unter keinen Umständen zulassen.(Foto: dpa)

Nach der Veröffentlichung des Resolutionsentwurfs berief Spaniens konservativer Regierungschef, Mariano Rajoy, umgehend eine Pressekonferenz ein. Er wies die Aktion der katalanischen Regierung als "Provokation" zurück und versicherte, die Separatisten würden ihr Ziel auf keinen Fall erreichen.

Er erklärte, er werde "alle politischen und juristischen" Mittel nutzen, um eine Abspaltung der Region zu verhindern. "Ich möchte eine Botschaft der Ruhe an die Spanier senden", sagte Rajoy in einer Fernsehansprache, der sich am 20. Dezember der landesweiten Parlamentswahl stellen muss.

In 18 Monaten zum unabhängigen Staat

Der Resolutionsentwurf soll dem Parlament in Barcelona schon in den nächsten Tagen zur Abstimmung vorgelegt werden. Die Separatisten hatten bei der vorgezogenen Wahl zusammen die absolute Mehrheit der Sitze errungen, die Mehrheit der Wählerstimmen aber verfehlt. Mas hatte den als historisch eingestuften Urnengang ausdrücklich als Volksabstimmung über die Unabhängigkeit der wirtschaftsstärksten Region Spaniens angesetzt. Er kündigte nach der Abstimmung an, an seinem Vorhaben festzuhalten, Katalonien in 18 Monaten in einen unabhängigen Staat zu verwandeln.

Die Zentralregierung hatte wiederholt betont, dass sie eine Trennung Kataloniens unter keinen Umständen zulassen werde. Vor gut einem Jahr hatte Madrid die Abhaltung eines echten Referendums über die Unabhängigkeit der Region verhindert. Katalonien hat 7,6 Millionen Einwohner und verfügt über eine eigene Sprache und Kultur. In der Autonomen Gemeinschaft wird rund ein Fünftel des gesamten Bruttoinlandsprodukts Spaniens erwirtschaftet.

 Na da bin ich ja mal gespannt ....

 

 

Geschrieben 

  Zitat

Auf der Populismus, Nationalismus oder einfach nur kalkulierter Machtpoker ....

Das trifft es wohl auf beiden Seiten am Besten und leider sind emotionale Entscheidungen oftmals nicht die Besten.

Ich kann durchaus verstehen, warum die Katalanen eine Abspaltung wollen! Und ehrlich gesagt hat die spanische oder genauer gesagt die Politik in Madrid in der Vergangenheit alles Mögliche getan - nur nicht einen Schritt oder eine Maßnahme, welche die beiderseitigen Spannungen abbaut.

Aber auch die Politiker auf katalanischer Seite haben nur selten positiv dazu beigetragen.

Ich finde es schade, denn Spanien sollte sich endlich mal aufraffen und einheitlich wachsen und nicht diese Kleinzankerei mit emotionaler Stimmungsmache weiter fortführen.

 

Ganz wichtig bei derartigen Diskussionen .... man muß klar unterscheiden zwischen Politikern und der Bevölkerung! Schnell sagt man auf spanischer Seite "DIE KATALANEN" und auf der katalanischen Seite "DIE SPANIER". Dabei sind es immer nur wenige, welche diese extremen Sichtweisen haben.

Schon Bismarck sagte: Spanien ist so stark, dass es sich gegen jeden Versuch der Selbstzerstörung erfolgreich zur Wehr setzt".

Das Thema Cataluña sollte man nicht überbewerten, es handelt sich überwiegend um ein paar politische Opportunisten, die einen Sturm im Wasserglas anfachen und Zulauf von Leuten erhalten, deren Grosseltern vielfach aus dem damals hungerleidenden Andalusien/Extremadura/Murcia zuwanderten, aufspielen. Terrassa und Sabadell sind die besten Beispiele. So wie dies sich das vostellen ist das völkerrechtlich gar nicht möglich.

Die Entwicklung seit dem letzten Post hätte wohl auch niemand vorhersagen können! 

Die Damen und Herrn Politiker in Katalonien denken nur von der Wand bis zur Tapete mit verlaub gesagt .

Denn weiter denken die Separatisten nicht , 

1.sie werden von der EU nicht Anerkannt -und erhalten keine Hilfsgelder mehr -die vorher über Madrid flossen !

2.Sie benötigen Eigenes Geld ,Eigene Polizei ,Eigene Militärs , die eigene Infrastruktur die dann von A bis Z in ihren Händen wäre,

von Autobahnbau bis Zuwanderung

und von welchem Geld soll dies gestemmt werden!?

Sie müssen damit rechnen ,das die meisten großen Firmen -aus Katalonien abziehen -somit entweder die Arbeitslätze mitnimmt oder die Mitarbeiter werden Arbeitslos , sollte es zu dem 2.kommen so wird sich schnell ein Nährboden der unzufriedenen bilden-

der dann Katalonien zum Armenhaus macht .

Denn welcher Urlauber verbringt gerne seinen Urlaub in einem Land was nicht weis was es will , und dazu noch mit einer anderen Auffassung von Recht und Ordnung-denn die Visa-pflicht ist ja mal zu bedenken (es kann ja nicht jeder/e in das Land reinkommen ,so wie er möchte) 

von einer anderen Währung mal ganz zu schweigen-  

Fazit von mir :" Spanien ist nur stark ,wenn es gemeinsam auftritt -ohne wenn und aber"

Ja- so sieht es aus in Spanien mit dem Rechtsstaat

 

Spaniens Regierungschef Sánchez muss die Katalanen begnadigen

Die Menschenrechtskommissarin des Europarates hatte in ihrem „Bericht zur Lage der Menschenrechtsverteidiger“ Spanien schon mit Aserbaidschan, Russland und der Türkei verglichen. Heftiger fiel gerade die Kritik im Rechtsausschuss des Europarats aus. Mit einer Mehrheit von 20 zu 5 wird beklagt, dass man katalanische Politiker und Aktivisten für „bloße Äußerungen für die Unabhängigkeit“ über das „Strafrecht“ nicht „zu langen Haftstrafen“ von bis zu 13 Jahren verurteilen kann. Zudem sei dies „in Ausübung ihres politischen Mandats“ geschehen“.

https://www.buchkomplizen.de/blog/auslandsbericht/spaniens-regierungschef-sanchez-muss-die-katalanen-begnadigen/

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