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Reise entlang der spanischen Mittelmeerküste (4): Diada inTarragona


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Zur Erinnerung nochmal vorab: Ich stelle diese Berichte nachträglich ein, es geht im Nachfolgenden um den September 2013.

Hallo,

Tarragona kannte ich als Weinsorte, das war eigentlich der Grund, hier Rast einzulegen. Aber die Stadt wurde, wie ich erst hier erfuhr, schon 200 v. C. von den Römern gegründet und war die Hauptstadt der Region, während Barcelona nur eine unbedeutende Zwischenstation an der Straße nach Rom war. Beleg dafür ist aber nur noch ein wenig erhaltenes Stadion, ansonsten hat die Stadt wenig zu bieten. Wir waren deshalb nur drei Tage da, haben sie vorwiegend zu Erholung genutzt und waren erstmals am Strand.

Aber ein anderes Ereignis dominierte unseren Aufenthalt: Der “Diada“, “Dia de Cataluña“, der katalanische Nationalfeiertag. Ursprünglich war er als Gedenktag an den 11. September 1714 gedacht, an dem Katalonien im spanischen Erbfolgekrieg kapitulierte und seine Selbständigkeit verlor. Faktisch wird er heutzutage als Demonstration des Wunsches nach Wiederherstellung der Selbständigkeit genutzt.

Dieses Jahr hat die Feier aber eine besondere Bedeutung: Man erklärte die "Via Catalana", eine Menschenkette, die 400 km von der französischen Grenze bis nach Valencia führte. Wir hatten in unserem Hotel nur spanisches Fernsehen, die meisten Sender katalonisch. Da war den ganzen Tag lang nur von der "cadena", der "Kette" die Rede. Interview folgte auf Interview, mal Prominente, mal Leute auf der Straße. Und wenn alles durch war, fing es wieder von vorne an.

Zwischenbemerkung: Für uns schien es im Fernsehen so, als drehe sich die ganze Welt nur um die cadena und kenne kaum ein anderes Thema. Was habt ihr, die ihr in Deutschland, oder in nichtkatalonischen Teilen Spaniens lebt, überhaupt davon mitbekommen?

Aber weiter: In Tarragona führte die Kette sogar durch die Straße, an der unser Hotel lag, davon füge ich einige Fotos bei. Schon Stunden vorher sah man Leute mit gelbem Hemd oder komplett mit Flagge verziert auf dem Weg oder versammelt in den Restaurants.

Die Kette war dann, wie man auf den Fotos sieht, gut bestückt, man hätte auch fünf oder sechs Parallelketten bilden können. Ob es außerhalb von Städten auch so aussah, weiß ich natürlich nicht, aber hier, wo wir sind, ist immerhin schon ein Außenbezirk von Tarragona. Und nach dem, was das (katalonische“ Fernsehen zeigte, war sie selbst in ländlichen Gebieten geschlossen. Als es im Raum Braunschweig vor zwei Jahren eine Menschenkette vom Atomlager Asse (östlich von Braunschweig) zum Atomlager Schacht Konrad (westlich von Braunschweig) gab, haben wir es selbst innerhalb des Stadtgebiets Braunschweig nur mit Mühe geschafft, links und rechts überhaupt jemanden an die Hand nehmen zu können.

Es gibt übrigens zwei Flaggen hier: Die rot gelb gestreifte offizielle Nationalflagge Kataloniens hat wahrscheinlich jeder schon gesehen. Aber oft sieht man eine, auch an den Häusern, die zusätzlich ein blaues Dreieck mit einem weißen Stern hat. In der Wikipedia findet man die nicht, ich habe gefragt: Das ist die Flagge des angestrebten zukünftigen autonomen Kataloniens.

Als ich fotografierend an und vor der cadena vorbeiging, bin ich mehrfach gefragt worden, wie ich als Ausländer zu den katalonischen Selbstbestimmungswünschen stehe. Ich habe dann
geantwortet: “Im Deutschen gibt es ein Sprichwort: Einigkeit macht stark. Außerdem bin ich für die Vereinigung von Deutschland mit Japan.“ Da meine Frau daneben stand, verstanden sie die zweite Bemerkung und lachten. Ich hoffe, sie haben sich die erste zu Herzen genommen, denn ich bin kein Freund der heutzutage zunehmenden Kleinstaaterei.

Am Tag nach der Diada las ich einen sehr guten und ausführlichen Zeitungsartikel, weiß leider nicht mehr wo. Da wurden neben Katalonien auch die Separationsideen des Baskenlands, Schottlands und anderer angesprochen. Nach dem, was da stand, sind sich die Rechtsexperten nicht ganz einig, die Mehrheit ist aber der Meinung, dass der Teil eines EU-Staates, der sich verselbständigt, EU-Mitglied bleibt. Ein paar Tage später las ich im Vorbeigehen an einem Kiosk die Titelzeile von El Mundo: “Brüssel signalisiert, dass ein unabhängiges Katalonien nicht mehr EU-Mitglied sein wird.“

Nachstehend wieder einige Fotos. Leider sind mir beim Datensichern einige Fotos der cadena verloren gegangen, und sonst hat die Stadt, wie schon gesagt, nicht viel zu bieten.

Grüße

Chicharrero

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