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Pilze sammeln in Spanien und Hausmannskost im Wohnungsrestaurant


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Ende September bekam ich den Anruf eines Freundes, ob ich nicht Lust hätte, Pilze pflücken zu gehen. Ich hatte schon davon gehört, dass in dieser Jahreszeit die Spanier der Region es in die Berge verschlägt, um dort Pilze zu pflücken. Da ich für jede Schandtat bereit bin sagte ich sogleich zu.

So gegen fünf Uhr früh am nächsten Tag, wurden wir dann abgeholt und es ging zu viert von Benicarló aus, knapp drei bis vier Stunden landeinwärts, Richtung Berge. Entlang einem trockenem Fluss, vorbei an der Bergstadt Morella, unzähligen Schluchten, davon die tiefste der Region, ging es immer höher und tiefer in das Landesinnere.

Wer Spanien nur vom Urlaub am Strand kennt, macht sich oft nicht bewusst, dass Spanien nach der Schweiz zu dem gebirgsreichstem Land Europas gehört. Als wir langsam die Region Valencia verliessen und uns der Rregion Teruel näherten, schlängelte sich die Straße in immer engeren Kurven, den Bergen entlang in die Höhe.

Berg mit Stadt, Dorf.

Stadt, Dorf in den Bergen.

Nicht jeder verträgt diesen schnellen Höhenanstieg mit den unzähligen Kurven und so mussten wir zwei Zwischenstopps einlegen, damit meine Begleitung sich von der Fahr-Übelkeit erholen konnte.

In der Nähe von Cantavieja, zieren dann auch Meter hohe Schneezeichen/Schneestangen die Straßen, denn im Winter kann hier ordentlich Schnee liegen. Dies ist dann auch nicht wirklich verwunderlich, denn bei Cantavieja hatten wir bereits 1.290 Höhenmeter erklommen und es ging noch weiter in die Höhe.

Terrassen im Gebirge.

Einige Zeit später erblicken wir dann unser Ziel, eine Hochebene. Zu dieser „la mola“ wie man es dort nennt, führte dann ein Feldwege hinein und wir befanden uns anschließend in einem Nadelwald. Dabei passierten wir noch einen elektrischen Kuhzaun, denn dort auf der Hochebene weiden auch Kühe. Das sollte man beim Pilze sammeln nicht vergessen, denn es könnte bei eine Begegnung mit dem Vieh, durchaus unangenehm werde.

Wald und Lichtung

Wald in der Gebirgsebene.

Gesammelt wurden revellónes, revellóns wie man sie je in der Region dort nennt. Auf Spanisch heißen sie níscalos (Lactarius deliciosus) oder zu deutsch Edelreizker. Sie schauen aus wie Pfifferlinge, sind aber größer und Orang gefärbt. Sie wachsen nahe der Nadelbäume und sind oft von deren Nadeln oder Erde verborgen. Das macht das Suchen nach diesen Pilzen nicht gerade leicht und man muss schon ein gewisses Gespür dafür haben um zu wissen wo man sie zu suchen hat.

Da ich zuvor noch nie Pilze gesammelt hatte, lief ich wie ein Blinder durch die Gegend, ohne zu wissen was dort zu machen war, wogegen zwei der anderen zielsicher auf die Suche gingen und nach nur ein paar Minuten sofort fündig wurden. Aber mit der Zeit hatte ich dann auch den Trick raus und auch mein Korb füllte sich langsam mit den Edelreizkern.

Das Problem bei einer solchen Hochebene mit Wald ist, dass man keinen Bezugspunkt hat an den man sich orientieren kann. Keine Berge die man sieht oder ähnlichem. Daher ist ein GPS-Gerät gar nicht mal so verkehrt und vor allem immer in Rufweite der anderen Sammler bleiben. Auch ist es ratsam, nicht in die Richtung der Kuhglocken zu gehen.

Dickicht im Wald.

Bein Pflücken selbst, sollte man vorsichtig vorgehen und die Pilze nicht samt Wurzeln heraus reißen, sondern diese nur am Stiel mit einem Messer abtrennen. So bleibt das Myzel, also jenes fädrige Geflecht dessen Früchte die Pilze sind, nicht zerstört wird. So kann es das nächste mal wieder neue Pilze hervor bringen. Wildes herumstochern im Waldboden oder gar mit einem Rechen den Waldboden aufwühlen, zerstört hier nur die Fauna und die Pilze.

Einige markieren große Pilz-Fundorte mit Tüchern am Baum oder ähnlichem. Heutzutage werden solche Fundorte auch gerne mit einem GPS-Gerät markiert um im nächsten Jahr zielsicher die guten Fundorte wieder zu finden.

Körbe voller Pilze - Edelreizker

Korb mit Messer und Pilze - Edelreizker

Gegen Mittag hatten wir schon ein paar Achtungserfolge, konnten aber mit drei alten Leuten nicht mit halten, deren Körbe bis an den Rand gefüllt waren. Wie sie uns mitteilten, war ihre Suche in den Tagen zuvor aber ebenso erfolgreich gewesen, also machten wir uns dann nach einer kurzen Stärkung weiter auf die Suche. Am Ende konnte sich auch unsere Ausbeute sehen lassen.

Körbe voller Pilze - Edelreizker

Zur anschließenden Stärkung ging es dann in das nahegelegene Dorf Tronchón und zwar zu Casa Matilde. Dies ist ein Tante Emma Laden und Restaurant, bei dem man in den dortigen Wohnräumen gute und deftige Hausmannskost der Region serviert bekommt. Mit dortigen Wohnräumen ist dann auch tatsächlich die Wohnung von Matilde gemeint. Dort im Erdgeschoss bekamen wir dann nach knapp zwei Stunden Wartezeit einen Tisch, gegenüber dem Kamin. Dort auf der Couch saß eine weitere Hausdame und strickte, während sie Fern sah.

Also ein absoluter Insider-Tipp, gut besucht und überaus Urig. Je nach Gang, gab es ein paar Gerichte des Tages zur Auswahl. Ich hatte so neben einer Suppe als Vorspeise, dann Stierbäckchen mit Kartoffeln und Beilagen als erstes Hauptgericht. Danach gab es Geflügel mit einer Vogelart die mir nicht bekannt war, aber in der Größenordnung wie Wachteln und ebenso mit Beilagen. Als drittes Speise gab es dann Stierschwanz mit Beilagen. Wo die Stierwangen sehr zart und lecker waren, war der Steirschwanz nicht ganz mein Geschmack. Wo die Stierwangen sehr zart und lecker waren, war der Steierschwanz nicht ganz mein Geschmack. Dieser war mir etwas zu fettig gekocht und auch recht streng im Geschmack. Als Nachspeise gab es dann ein spezielles Milchgericht mit wahlweise Schokolade oder Karamell und super lecker. Mit viel Brot als Beilage, vino mit casera, also Wein mit Limonadensprudel, erreichte mein Magen ein absoluten Völlepunkt. Mir wurde schon zuvor versprochen, mit Hunger geht keiner aus diesem Haus.

Aus dem Laden von Matilde kaufte ich dann noch einen hausgemachten Schafskäse. Auf dem Rückweg wurde dann noch einmal in einem Dorf Halt gemacht um das dortige Brot einzukaufen und so waren wir erst am späten Abend wieder in Benicarló. Ein langer, abwechslungsreicher, besonderer und sehr spanischer Tag.

Die Zubereitung der Pilze, habe ich nach dortigem Rezept typisch spanisch gemacht, nämlich einfach á la plancha. Nach dem Säubern und Entfernen der Stiele, setzt man die Pilze mit der Oberseite des Hutes in die Pfanne, gießt Olivenöl über die Lamellen und streut ein wenig Salz darüber. Das Olivenöl gerät so in die Pfanne und nach ein paar mal wenden, sind die Pilze verzehrbereit. Sie haben einen guten und distingierbaren Geschmack, mit guten Biss.

All die Strapazen lohnen sich und es kommt nicht von ungefähr, dass ein Kilo dieser Pilze zehn bis zwanzig Euro kosten. Wo und wann man diese Pilze findet, wird daher auch in der Regel nicht an Außenstehende verraten. Weniger der Kosten wegen, sondern um sich beim Sammeln keine Konkurrenz zu machen und diese Delikatesse selbst unter den Nagel zu reißen/sammeln. Anderenorts, wo diese Pilz-Wälder bekannt sind, werden sogar Pflückgebühren genommen, mit vorheriger Anmeldung und Zugang zum Wald. Da die Pilze als Delikatesse gelten waren all jene, denen wir von unserem übbigem Fang etwas abgegeben haben, dann auch recht dankbar für die Pilze.

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Ein schöner Bericht, da bekommt man direkt selbst Lust, zu suchen. Leider ist das aber dann wohl ohne die entsprechenden spanischen Bekannten schwierig.

Meine Frau ist im Frühling leidenschaftliche Spargelsammlerin, und als ich sie einmal begleitet hatte, wurde mir als erstes eingetrichtert, ich dürfe die Stangen nur abknicken, damit genügend von der Pflanze stehenbleibt und schnell neuer Spargel nachwächst. Solche Überlegungen sind sicher auch ein Grund, keine unerfahrenen Touristen an die wertvollen Nahrungspflanzen zu lassen, damit das Ökosystem erhalten bleibt.

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@Joaquin

Deine Bilder sind Klasse und Dein Bericht auch, Ich will Dich auch nicht kritisieren, aber !!!! Wir sind in DE leidenschaftliche Pilzesammler und wir sind letztes Jahr mit einer bekannten Spanierin in Spanien zum 'Pilze sammeln gegangen' und wenn wir die Pilze verkocht hätten, die WIR genommen hätten, dann würde ich diesen Bericht nicht schreiben.

In DE muß man sich auskennen und als deutscher in Spanien beim Pilzesammeln erstrecht.

Es giebt in Spanien Pilze, dei sehen aus wie essbare Pilze in Deutschland, sind aber EXTREM giftig. (nicht ungenießbar, sondern giftig)

Warum weiß ich nicht.!

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Für mich war dies das erste mal, dass ich Pilze gesammelt habe und wir sammelten ja auch nur eine Sorte Pilze. So war es dann nach mehrmaligen nachfragen und vorzeigen klar, wie die Pilze auszusehen haben, die wir gefahrlos sammeln konnten.

Das was Du erzählst ist aber merkwürdig, denn ein essbarer Pilz in Deutschland, sollte genauso auch in Spanien genießbar sein. Weißt Du um was für Pilze es sich da gehandelt hat?

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Nein, das weiß ich leider nicht. Ich bin kein Pilzkenner.

Ich sagte daß die Pilze so aussehen wie die bein uns in DE, jedoch nicht geniesbar sind. Selbstverständlich giebt es sicher beim näheren hinschauen Unterschiede. Ich wollte damit auch nur zum Ausdruck bringen, daß Pilze sammeln ohne richtig Gute Kenntnisse recht gefährlich sein kann.

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  • 1 Jahr später...

Uiiiiii, hab in Javea Spanier im Wald, beim sammeln von Pilzen getroffen. Im Septeber bin ich ja wieder unten......die Plätze kenne ich nun auch, aber....ich bin kein Sammler und hab doch große Angst, dass ich mir giftige in den Korb lege....Schade....aber danke für das Rezept. Ich werde mir die Pilze lieber auf dem Markt besorgen um sie dann entsprechend deiner Empfehlung zubereiten.

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36€ haben die Rovellons letzten Herbst hier gekostet...Naja, kein Regen, kein Wunder.

Ich koennt' mich reinlegen in Pilze, egal welcher Art - und Ja, am Besten schmecken sie auf dem Grill, ich mix immer ein bisschen Olivenoel mit frisch gehackter Petersilie und Knoblauch, was nach dem Grillen ueber die Pilze kommt.

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  • 3 Jahre später...

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